Die natürliche Schiefe des Pferdes

Wie erkenne ich sie? Welche Übungen helfen, mein Pferd gerade zu richten? Für fortgeschrittene Anfänger und Wiedereinsteiger

Einleitung:

Was ist die natürliche Schiefe des Pferdes?

Die natür­liche Schiefe des Pfer­des ist eine ange­borene Asym­me­trie, die jedes Pferd in unter­schiedlichen Aus­prä­gun­gen besitzt. Auf­grund dieser natür­lichen Schiefe wer­den die Muskeln und Gelenke des Pfer­des nicht gle­ich­mäßig auf bei­den Seit­en beansprucht.

Es ist wichtig die natür­liche Schiefe deines Pfer­des in dein Train­ing einzubeziehen und es so im Ver­lauf der Übun­gen immer wieder ger­ade zu richt­en.

Hin­weis: Die hier beschriebe­nen Übun­gen sind für fort­geschrit­tene Anfänger und Wiedere­in­steiger gedacht. Die Übun­gen wer­den im Schritt gemacht. Die Voraus­set­zun­gen dafür sind ein zügelun­ab­hängiger Sitz und ein Grund­ver­ständ­nis für die Gewichts- Schenkel ‑und Zügel­hil­fen.

Ich empfehle weit­er­führende Übun­gen sowie höhere Gan­garten zusam­men mit pro­fes­sioneller Hil­fe zu entwick­eln. Dann hat du Sicher­heit und machst zusam­men mit deinem Pferd gute Fortschritte!

Was bringen die Übungen?

Du ermöglichst deinem Pferd durch ger­ade rich­t­ende Übun­gen, das Reit­ergewicht auf alle vier Beine gle­ich­mäßig zu verteilen. Die Übun­gen arbeit­en zudem einem ein­seit­ig bed­ingten Ver­schleiß von Muskeln, Sehnen, Bän­dern und Gelenken enorm ent­ge­gen.

Wir machen einen Test!

Nehme spon­tan einen Stift zur Hand und schreibe ein paar Zeilen als Recht­shän­der mit der linken Hand oder umgekehrt als Linkshän­der einen kurzen Brief mit der recht­en Hand. Gar nicht so leicht! Genau­so fühlt sich dein Pferd, wenn du von ihm erwartest, dass es auf der linken Seite die gle­ichen Übun­gen so gut macht wie auf der recht­en Seite. Du sel­ber wirst merken, dass ihm Übun­gen rechts herum oder linksherum leichter fall­en als auf der jew­eili­gen anderen Hand. Hier wird klar: Dein Pferd ist entwed­er Links- oder Recht­shän­der.

Definitionssalat: Hohle Seite, Zwangsseite, steife Seite, händige Seite, Nicht-händige Seite– was ist was?

Hohle Seit­e/Nicht-händi­ge Seite: Auf dieser Seite ist die Musku­latur des Halses und des Rück­ens des Pfer­des verkürzt. Aus diesem Grund lässt sich das Pferd auf dieser Seite bess­er stellen und biegen, das Pferd wirkt flex­i­bler, denn zu dieser Seite hin muss die verkürzte Musku­latur nicht gedehnt wer­den. Aber: Im Grunde ist das die schwächere, insta­bilere Seite des Pfer­des.

Zwangsseite/Steife Seite/Händige Seite: Die Zwangs­seite oder Steife Seite oder Händi­ge Seite ist die kräftigere, sta­bilere also bessere Seite des Pfer­des. Aber: Die Pferde lassen sich zu dieser Seite schlechter stellen und biegen! Der Grund hier­für ist, dass zu dieser Seite hin die Musku­latur gedehnt wer­den muss, was als unan­genehm bis schmerzhaft emp­fun­den wer­den kann.

In Kürze:

Die Händi­ge Seite deines Pfer­des ist die Zwangs­seite oder Steife Seite. Sie ist in der Regel gegenüber der hohlen Seite. Hier ist das Pferd sta­bil­er aber steifer.

Die Nicht-händi­ge Seite deines Pfer­des ist die hohle Seite. Hier ist es flex­i­bler aber insta­bil­er. 

Ist mein Pferd Links- oder Rechtshänder?

Ein Test mit Pylo­nen gibt uns die Antwort:

Stelle eine Rei­he von Pylo­nen mit 1 Pfer­delänge Abstand auf.

Führe nun dein Pferd im Slalom um die Pylo­nen herum und beobachte wie es läuft:

Geht es rechts um die Pylone einen kleineren und geschmei­di­geren Kreis­bo­gen als nach links herum bedeutet das:

Es ist nach rechts biegsamer. Es ist nach rechts hohl weil dort die Musku­latur verkürzt ist. Die händi­ge Seite ist in der Regel immer die andere als die hohle Seite. Ist dein Pferd also rechts biegsamer dann ist es ein Linkshän­der.

Geht es links biegsamer um die Pylo­nen weil dort die Musku­latur verkürzt ist, und wir wis­sen, dass die händi­ge Seite in der Regel immer die andere als die hohle Seite ist, dann ist es ein Recht­shän­der.

Die Symptome

Wir reit­en los. Was fühlen wir?

Wenn du dein Pferd reitest beobacht­est, wie es in Eck­en und auf gebo­ge­nen Lin­ien lauft, was fällt dir auf?

Wenn seine hohle Seite innen ist:

  • Die hohle Seite fühlt sich auch beim Reit­en beweglich­er und flex­i­bler an.
  • Hier auf dieser Seite lässt sich das Pferd bess­er stellen und biegen.

Aber auf dem Zirkel, den Volten und in den Eck­en begeg­nen dir einige Auf­fäl­ligkeit­en:

  • Willst du auf die gebo­gene Lin­ie gehen, so wird dein Pferd zunächst noch ein Stück ger­adeaus gehen wollen.
  • Die Biegung auf den Kreis­lin­ien jedoch ist leicht, das Pferd stellt sich gerne und nimmt den inneren Schenkel an.
  • Aber es hat die Ten­denz über die Schul­ter nach außen zu driften, die Kreis­lin­ie wird ver­größert.
  • Es legt sein Gewicht stärk­er auf die äußere Schul­ter, dabei span­nen sich die Muskeln der äußeren Schul­ter und des Halses an: Es fällt auf die äußere Schul­ter.
  • Die Muskeln der inneren Schul­ter bleiben jedoch entspan­nt. Das führt auf Dauer zu muskulären Dys­bal­an­cen.
  • Die Hin­ter­beine schwin­gen nicht richtig durch, es kann den Rück­en nicht aufwöl­ben.
  • Es stützt sich ver­mehrt außen am Gebiss ab.

Kurzer Exkurs: Warum ist es wichtig, dass das Pferd den Rücken aufwölbt?

Das Aufwöl­ben des Rück­ens beim Reit­en ist ein Zeichen für eine kor­rek­te und gesunde Bewe­gung des Pfer­des. Es zeigt, dass dein Pferd seine Rück­en­musku­latur aktiviert und dich so gut tra­gen kann. Die Grund­la­gen für ein Aufwöl­ben des Rück­ens sind, dass dein Pferd los­ge­lassen ist, dass es einen leicht­en Kon­takt zum Zügel sucht, dass es im vorwärts/abwärts läuft sowie mit aktiv­er Hin­ter­hand unter den Schw­er­punkt tritt um den Rück­en anzuheben.

Wenn die hohle Seite beim Reiten außen ist:

  • Auf gebo­ge­nen Lin­ien schaut das Pferd nach außen, es läuft in Außen­stel­lung.
  • Es nimmt den inneren Zügel, mit dem du es stellen willst, nicht an.
  • Es geht gegen deinen inneren Schenkel.
  • Es lässt sich schlecht an den äußeren Zügel reit­en, die Verbindung zum äußern Zügel ist unstet.
  • Es fällt auf die innere Schul­ter. Das heißt: Es fällt auf gebo­ge­nen Lin­ien nach innen, es verklein­ert den Kreis nach innen.
  • In den Kur­ven fühlst du deut­lich, dass ihr euch in ein­er Schieflage befind­et.

An der Longe:

Eine andere Möglichkeit zu check­en wo die hohle oder die Zwangs­seite deines Pfer­des ist es, dein Pferd zu longieren. Hier kannst du beobacht­en wie es auf der recht­en sowie linken Hand läuft. Longierst du auf Sand kannst du den Boden vorher abziehen und die Abdrücke der Tritte sehen. Läuft dein Pferd spurig? Treten die Hin­ter­füße in oder über die Abdrücke der Vorder­füße? Zudem kannst du beobacht­en ob es nach innen kippt oder nach außen driftet, oder aber die Kreis­lin­ie bal­anciert bewältigt.

Die Übungen

Die Dehnungshaltung:

Der beste und scho­nend­ste Weg für die ger­ade rich­t­en­den Übun­gen führt über die Dehnung­shal­tung, über das berühmte vorwärts/abwärts.

Was ist eigentlich damit gemeint?

Unter Vor­wärts! ver­ste­hen die meis­ten Reit­er ein flottes, schnelles Tem­po. Das ist aber so nicht richtig. Gemeint ist mit dem Vor­wärts! in erster Lin­ie, dass du dein Pferd von hin­ten nach vorne reitest, also ver­mehrt mit Gewicht und Schenkel und nicht über die Ein­wirkung mit der Hand. Dabei soll sein Hals lang wer­den und bleiben. Die Hin­ter­hand tritt dabei aktiv mit. Ganz wichtig: Das Pferd darf dabei nicht hin­ter die Senkrechte kom­men, son­dern seine Nase bleibt vorg­erichtet. (Nase vor!)

Anatomisch gese­hen sind die Abstände der einzel­nen Wirbel im vorwärts/abwärts größer und so fällt es dem Pferd leichter sich zu biegen.

Wie reite ich gerade richtende Übungen, wenn die hohle Seite meines Pferdes außen liegt?

Das Geheim­nis: Du musst die äußere Seite länger machen, nicht die innere Seite kürz­er! Du darf­st dein Pferd nicht nach innen ziehen, so groß die Ver­suchung auch ist!

Du erre­ichst dein Ziel har­monis­ch­er und fair­er, wenn du dein Pferd nicht über den Zügel, son­dern über deinen Sitz, deine Schenkel und über ein kor­rek­tes vorwärts/abwärts auf sein­er händi­gen Seite biegsamer machen möcht­est.

Mit innen und außen sind im Fol­gen­den die Punk­te in der Reit­bahn gemeint, nicht die Stel­lung deines Pfer­des. Hier gilt:

Außen: Die Bande der Reit­bahn
Innen: Das Innere der Reit­bahn

Wir reiten los:

Beginne im Schritt auf der hohlen, also verkürzten Seite, auf der recht­en Hand (die hohle Seite ist also jet­zt noch innen) mit einem Zirkel. Du wirst merken, dass ihm hier, auf der hohlen Seite, die Innen­stel­lung und die Biegung leicht fall­en. Lasse dein Pferd fleißig nach vorne schre­it­en und passe dich seinen den Bewe­gun­gen eine Zeit lang an.

Beobachte dabei, wie sich der Kon­takt zum äußeren Zügel anfühlt. Lege den äußeren Zügel leicht an den Pfer­de­hals an und achte darauf, dass er nicht durch­hängt. Wenn du du den Kon­takt zum äußeren Zügel ver­lierst, schließe die äußere Hand weich und öffne sie wieder. Wieder­hole das, bis du wieder eine leichte Anlehnung spürst. Achte darauf, dass dein Pferd dabei weit­er­hin fleißig schre­it­et. Halte den Kon­takt zum Zügel weich und nachgiebig, denke aber daran, genug Zügel­länge zu lassen, denn die Kreis­lin­ie ist außen größer als innen.

Verkleinere nun die Schrit­tbe­we­gung deines Pfer­des indem du mit deinen Sitzbein­höck­ern weniger der Pfer­de­be­we­gung fol­gst. So kommst du später bess­er zum Treiben. Bleibe dabei aber unbe­d­ingt lock­er in den Muskeln, du brauchst nichts anzus­pan­nen, son­dern lässt lediglich deine Sitzbein­höck­er pas­siv­er wer­den. Wenn du spürst, dass dein Pferd langsamer wird, passe dich diesem neuen Schrit­trhyth­mus an.

Dehnen, dehnen, dehnen!

Reite weit­er im Schritt und beginne nun damit, den Hals deines Pfer­des zu ver­längern. Dazu lässt du dein Pferd die Zügel aus der Hand kauen. Gib deinem Pferd durch leicht­es Nachgeben mit der Hand die Möglichkeit, den Hals vorwärts/abwärts zu dehnen. Öffne deine Hände leicht, behalte aber den Kon­takt zum Pfer­de­maul. Gebe leichte treibende Impulse, damit dein Pferd in die Dehnung­shal­tung find­et. Bleibt die Verbindung zur Hand beste­hen, führe nun deine äußere Hand am Pfer­de­hals ent­lang ein kleines Stück weit Rich­tung Maulspalte vor. Gibt es am äußeren Zügel nach, lässt du den inneren Zügel mit durchrutschen. Achte darauf, dass dein Pferd dein­er nachgeben­den Hand fol­gt. Beobachte, ob dein Pferd aktiv mit sein­er Hin­ter­hand bleibt. Son­st treibe das entsprechende Hin­ter­bein nach. Wenn du spürst, dass du den Kon­takt zum Zügel ver­lierst stelle deine Hand kurzfristig bre­it­er.

Bleibe im Schritt und beginne nun damit, den Rah­men deines Pferds zu wech­seln. Bleibe dabei jet­zt noch auf der hohlen Seite. l

Was heißt das, den Rahmen wechseln?

Du vari­ierst das Zügel­maß. Mal lässt du dein Pferd bis zum Bugge­lenk die Zügel aus der Hand kauen, dann nur 15 Zen­time­ter, dann wieder bis ganz tief, dann 20 Zen­time­ter. Gehe in dem jew­eili­gen Rah­men min­destens eine Zirkel­runde. Wenn dein Pferd tief läuft, und du es wieder höher bekom­men willst, treibe es ver­mehrt mit den Schenkeln. Der Zügel ist tabu! Die Auf­forderung an dein Pferd, Kopf und Hals wieder höher zu nehmen geschieht nur aus dem Treiben her­aus! Wenn der Kopf wieder höher oben ist, nehme die Zügel vor­sichtig auf und führe die Übung fort.

Kurzer Exkurs: Wie treibe ich im Schritt richtig?

Auf keinen Fall mit den Sitzbein­höck­ern! Nicht schieben! Die Sitzbein­höck­er bleiben ruhig. Das kor­rek­te Treiben erfol­gt mit der hin­teren Seite der Wade. Dazu spannst du kurz die Rück­seite der hin­teren Ober­schenkel­musku­latur an und lässt sofort wieder los. Drehe dabei die Füße im Steig­bügel leicht nach außen. Das ergibt einen weichen, treiben­den Impuls.

Wann treiben?

Achte auf das Bauch­pen­del. Der Pfer­de­bauch schwingt in der Schrit­tbe­we­gung von ein­er Seite zur anderen. Die Bewe­gung des Bauch­pen­dels ist direkt mit der Bewe­gung der Hin­ter­beine des Pfer­des ver­bun­den. In dem Moment, wo nun der Pfer­de­bauch gegen das gle­ich­seit­ige Reit­er­bein schwingt, ist der richtige Moment zum Treiben. Das ist ein Sig­nal an das gle­ich­seit­ig abfußende Hin­ter­bein, unter den Schw­er­punkt zu treten.

Wann wechsele ich die Hand, so dass die hohle Seite meines Pferdes außen ist?

Wenn dein Pferd sich gut in der Dehnung­shal­tung auf ver­schiede­nen Län­gen reit­en lässt, ist der Moment für den Wech­sel gekom­men.

Nun wech­selst du von der hohlen Seite innen auf die hohle Seite außen. Während des Wech­sels, achte darauf, den inneren Zügel gut nachzugeben um deinem Pferd so die Chance zu geben, den Kon­takt zum äußeren Zügel von sel­ber zu suchen. Du spürst näm­lich, dass es jet­zt Schwierigkeit­en hat, sich an den äußeren Zügel her­an zu dehnen. Auch ein steter, sta­bil­er Kon­takt zum äußeren Zügel fällt ihm schw­er. Die Ver­führung, es jet­zt mit dem inneren Zügel nach innen zu stellen ist groß. Aber:  Halte deine innere Hand so lange vorne bis du spürst, dass dein Pferd außen den Kon­takt zur Hand sucht.

Mein Pferd läuft nach dem Handwechsel in Außenstellung, was mache ich?

Ner­ven behal­ten! Nehme (noch) keinen Ein­fluss auf dein Pferd, nicht auf die Biegung, noch auf die Stel­lung

Was nimmst du jetzt wahr?

Du spürst, dass dein Pferd gegen deinen inneren Schenkel geht. In den Kur­ven fühlst du, dass ihr euch in Schieflage befind­et. Es fällt auf die innere Schul­ter um sich auszubal­ancieren. Es verklein­ert den Kreis nach innen.

Wie balanciere ich das aus?

Wenn du dir vorstellst, dass auf deinem Sat­tel eine Uhr aufge­malt ist, wobei der Vorderzwiesel auf 12 Uhr ste­ht, der Hin­terzwiesel auf 6 Uhr, und die Sitzflächen jew­eils auf 3 Uhr und 9 Uhr, so ver­lagere dein Gewicht nach außen Rich­tung 2 Uhr. Dazu schieb­st du deinen Sitzbein­höck­er Rich­tung 2 Uhr. So kippst du nicht nach außen und dein Oberkör­p­er bleibt ger­ade. Dein Schw­er­punkt ist jet­zt nach außen vorne ver­schoben und wird dein Pferd ver­an­lassen, sich eben­falls mehr nach außen zu bewe­gen.

Der äußere Zügel schlackert immer noch!

Drehe deinen Sitz ein wenig nach innen. Das ist eine ganz kleine, min­i­male Bewe­gung. Nehme dazu die äußere Schul­ter leicht vor. Bleibe dabei gut gestreckt, knicke nicht in der Hüfte ein. Vor allen Din­gen: Der innere Zügel darf nicht angenom­men wer­den, er bleibt nachgiebig.

Dein Pferd fällt trotzdem noch stark nach innen und möchte die Kreislinie nicht nach außen vergrößern:

Baue ihm einen Weg!

Lege dazu auf den Reit­platz einen Kreis­bo­gen mit Dual­gassen oder Pylo­nen und reite dein Pferd dort herum. So hat dein Pferd eine optis­che Begren­zung nach innen und nach außen und so eine funk­tionale Weg­markierung.

Zwei weitere Übungen zur Verbesserung der Geraderichtung im Schritt:

Geradeaus auf 2 Hufschlägen:

Reite auf der lan­gen Seite der Bahn mit einem Abstand von cir­ca einem Meter zur Bande ger­adeaus. Sitze gut aufgerichtet, halte mit bei­den Hän­den einen leicht­en gle­ich­mäßi­gen Kon­takt zum Pfer­de­maul. Achte darauf, dass dein Pferd wed­er zur Bande noch zur Mitte driftet.

Lege anfangs ‑wenn nötig- links und rechts ent­lang der Strecke, die du reit­en möcht­est, Dual­gassen hin. So hat dein Pferd eine optis­che Begren­zung. Im Ver­laufe der Zeit reite diese Übung ohne die Hil­fe der Dual­gassen.

Dein Pferd drängt nach außen:

Drängt dein Pferd nach außen, ver­lagere dein Gewicht min­i­mal nach innen, um es zurück­zuführen. Achte darauf, dass dein Oberkör­p­er ger­ade bleibt. Der innere Schenkel ist jet­zt entschei­dend: Er treibt das Pferd am Gurt ger­ade und ver­hin­dert, dass es weit­er nach außen driftet. Der äußere Schenkel liegt ver­wahrend leicht zurück um die Hin­ter­hand in der Spur zu hal­ten. Der äußere Zügel gibt leicht nach, damit dein Pferd sich nicht gegen den äußeren Zügel lehnen kann. Der innere Zügel begren­zt san­ft ohne das Pferd zu über­stellen.

Dein Pferd fällt nach innen:

Falls dein Pferd nach innen fällt, ver­lagere dein Gewicht min­i­mal nach außen, ent­ge­genge­set­zt zum Drift. Das hil­ft ihm, sich auszubal­ancieren. Achte darauf, dass dein Oberkör­p­er ger­ade bleibt. Nehme den äußeren Schenkel leicht zurück und lege ihn ver­wahrend an. So ver­hin­der­st du, dass dein Pferd weit­er nach innen driftet. Der innere Schenkel treibt am Gurt, um das Pferd wieder auf die ger­ade Lin­ie zu führen. Der innere Zügel gibt leicht nach, damit es nicht weit­er nach innen fällt. Der äußere Zügel begren­zt san­ft und gibt die Rich­tung vor.

Worauf achten?

Die hier beschriebe­nen Hil­fen sind nicht isoliert zu betra­cht­en. Sie helfen deinem Pferd nur im gegen­seit­i­gen Zusam­men­spiel. Die Rei­hen­folge im Nor­mal­fall ist: Zuerst die Gewichts‑, dann die Schenkel‑, dann die Zügel­hil­fen.

Ein Wort zum Außenzügel: Warum setzte ich ihn so ein?

Wenn dein Pferd ger­adeaus geht und nach innen kippt, bedeutet das, dass es über die äußere Schul­ter auswe­icht. Der Außen­zügel ver­hin­dert dieses Auswe­ichen und sta­bil­isiert die Außen­seite des Pfer­des

Wenn dein Pferd ger­adeaus geht und nach außen drängt, fällt seine äußere Schul­ter oft nach außen. Das Außen­zügel hil­ft, diese Schul­ter zu begren­zen und das Pferd daran zu hin­dern, weit­er nach außen zu drän­gen.

Aber bitte denke daran: Keine über­mäßige Kor­rek­tur mit den Zügeln – mehr mit Gewichts- und Schenkel­hil­fen arbeit­en.

 

Halt-Anreiten-Halt

Reite auf der Mit­tellinie oder ein­er ger­aden Lin­ie ohne Bande als Stütze ger­adeaus. Sitze gut aufgerichtet und halte mit den Zügeln einen leicht­en Kon­takt zum Pfer­de­maul. Halte dann an einem vorher fest­gelegten Punkt an. Spanne dazu deine Bauch­muskeln an, atme aus und lege bei­de Schenkel leicht an. Reicht das zum Hal­ten nicht aus, reite wieder an. Zum Anhal­ten dann: Bauch anspan­nen, dabei ausat­men, Schenkel san­ft anle­gen, bei­de Hände gle­ich­mäßig schließen.

Dein Pferd sollte nun mit allen vier Beinen par­al­lel ste­hen. Falls nicht treibe das Bein mit dem entsprechen­den Schenkel vor­sichtig nach.

Nach eini­gen Sekun­den: Lasse dein Pferd wieder antreten. Ver­lagere dabei dein Gewicht min­i­mal nach vorne, einat­men, bei­de Schenkel leicht anle­gen, bei­de Zügel für einen Moment leicht vorgeben um das Antreten zu erle­ichtern.

Schlusswort:

Um dein Pferd auf bei­den Seit­en gle­ich­mäßig biegsam zu machen braucht es Zeit. Bleibe lock­er! Arbeite mit ihm regelmäßig aber nicht ver­bis­sen an den Übun­gen. Lasse es sel­ber nach­denken, gebe ihm die Zeit, unge­wohnte Bewe­gungsmuster auszupro­bieren. So hälst du seine Musku­latur lock­er und sein Gemüt pos­i­tiv. Das führt dazu, dass es im Laufe der Zeit immer dehnungs­fähiger und ger­ad­er wird. Wie heißt es doch: Slow and steady wins the race!

Viel Freude beim Üben und einen guten Erfolg wün­sche ich dir und deinem Pferd!

Indy