Heute:
Balance: Der Schlüssel zu mehr Harmonie und Sicherheit
Mit vielen Übungen für Pferd und Reiter
Die Theorie dahinter:
Ein bisschen Theorie muss sein. Keine Sorge: Ich beschreibe hier nur die basics. Versprochen!
Wenn du aber sofort loslegen möchtest kannst du auch direkt zu dem Übungsteilen Pferd oder Übungsteil Reiter gehen.
Balance: Die Definition
Balance ist ein Zustand des Gleichgewichts.
Im Zusammenhang mit Lebewesen beschreibt Balance die Fähigkeit, den Körper sowohl statisch als auch dynamisch in einer stabilen Position zu halten.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Gleichgewicht und Balance?
Eine einfache Erklärung von Gleichgewicht und Balance:
Gleichgewicht ist wenn alles schön ausgewogen ist.
Stell dir eine Waage vor: Wenn auf beiden gleich Seiten viel ist, dann ist die Waage im Gleichgewicht. Für deinen Körper heißt das, du kannst gerade sitzen oder stehen ohne umzufallen oder zusammenzusacken.
Balance ist, wenn du dein Gleichgewicht auch halten kannst und gerade stehen oder sitzen bleibst wenn du auf etwas Unsicherem wie einem Wackelbrett stehst. Oder einem Pferd sitzt, was sich unter dir bewegt.
Mit anderen Worten: Gleichgewicht bedeutet, dass dein Körper in einer statischen Position bleibt und nicht umfällt. Das Gleichgewicht ist somit ein stabiler Körperzustand mit ausgeglichener Gewichtsverteilung. Balance bedeutet, dass du aufrecht bleibst auch wenn dein Körper durch einen unsicheren Untergrund aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Definitionen von Gleichgewicht:
Statisches Gleichgewicht: Hält uns aufrecht wenn wir stehen.
Dynamisches Gleichgewicht: Hält uns aufrecht wenn wir uns bewegen, gehen oder laufen.
Drehgleichwicht: Hält den Körper stabil während einer Drehung und macht es möglich die Körperachse zu kontrollieren.
Und nicht zu vergessen:
Seelisches Gleichgewicht: Pferd und Reiter haben gut geschlafen, lecker gegessen, erfrischende soziale Kontakte gepflegt und fühlen sich wohl. Jetzt kann eine schöne harmonische Zeit miteinander beginnen.
Gleichgewicht beim Menschen:
Im stabilen Stand befindet sich der Körperschwerpunkt ungefähr in Höhe des Bauchnabels innerhalb der Unterstützungsfläche, die von den Füßen gebildet wird. Die Größe und Form der Unterstützungsfläche beeinflussen die Stabilität. Je größer die Fläche, desto stabiler der Stand. Die Gewichtsverteilung ist so, dass dein Körper im Gleichgewicht bleibt und nicht kippt.
Der Körperschwerpunkt verschiebt sich bei jeder Bewegung.
Die Gleichgewichtsorgane im Innenohr, die Augen und die Muskel- und Gelenkempfindungen arbeiten zusammen um dich im Gleichgewicht zu halten.
Gleichgewicht beim Pferd:
Ein Pferd im Gleichgewicht verteilt sein Körpergewicht gleichmäßig auf alle sich am Boden befindlichen Beine.
Verteilung des Körpergewichts: Das Gleichgewicht wird in Bewegung ständig zwischen den vier Beinen verschoben.
Die Gleichgewichtsorgane im Innenohr, die Augen, der Tastsinn über die Haut und die Behaarung, die Muskeln- und Gelenkempfindungen geben dem Pferd Informationen über seine Körperhaltung, über den Untergrund sowie seine Umgebung.
Das Reitergewicht:
Reiten verbindet! Und so steigst du happy auf dein Pferd und ihr geht los.
Was heißt das für dein Pferd? Neu lernen: Die Balance finden mit deinem Reitergewicht.
In dem Moment, wo du dich auf dein Pferd setzt muss dein Pferd dein Gewicht tragen. Das bringt es aus seinem natürlichen Gleichgewicht.
Was passiert?
Der Schwerpunkt verändert sich
Die Muskulatur muss sich mehr anstrengen um das zusätzliche Gewicht zu tragen
Das Pferd muss lernen, ein neues Gleichgewicht zu finden indem es ständig kleine oder größere Anpassungen vornehmen muss, um die Balance zu halten
Die Koordination der Augen, der Gleichgewichtsorgane, Muskeln und Gelenke muss feiner werden um in der Balance zu bleiben.

Um es deinem Pferd leichter zu machen dein Gewicht gesund zu tragen gibt es viele Übungen.
Im Übungsteil Pferd findest du dazu passende Übungen.
Der Reiter auf seinem Pferd
Während ihr so dahin reitet fällt dir auf, dass dein Körper leicht schwankt. Nicht viel. Aber es fühlt sich nicht wirklich harmonisch an.
Was passiert?
Du bist (noch) nicht im Gleichgewicht. Wenn du mit beiden Beinen auf dem Boden stehst hast du mit deinem Gleichgewicht keine Probleme. Das ist auf dem Pferd ganz anders.
Ganz wichtig zu wissen: Das Sitzen auf dem Pferd fordert Bewegungsabläufe die mit keinem anderen Bewegungsmuster zu vergleichen ist.
Was heißt das für dich? Auch du musst alles neu lernen!
Es gibt kein Bewegungsmuster auf das du zurückgreifen kannst.
Du musst lernen, dich in die Pferdebewegung einzufühlen. Du musst dich den Pferdebewegungen anpassen. Du kannst keinen balancierten Sitz entwickeln, wenn du auf dem Pferderücken nicht loslassen kannst. Das ist die alte Weisheit: Die größere Masse bewegt die kleinere. Dein Körper wird niemals die power haben dein Pferd zu beherrschen. Du musst deinem Pferd erlauben dich zu bewegen. So ergibt sich nach und nach diese Harmonie, die wir uns so sehr wünschen.
Was kann ich dafür tun?
Der beste Ratschlag: Reiten, reiten, reiten!
Der zweitbeste Ratschlag: Bewege dich viel!
Die Bewegung trainiert dein Gleichgewichtsorgan. Und das fördert deinen ausbalancierten Sitz. So wirst du immer zügelunabhängiger reiten, weil du immer sicherer wirst.
Und genau da wollen wir hin: Zu einem ausbalancierten, zügelunabhängigen Sitz!
Im Übungsteil Reiter findest du dazu viele effiziente Übungen.

In Balance bleiben: Übungsteil Pferd
An sich sind Pferde Balance Genies! Sie klettern Hügel und Hänge hoch, kommen heil in allen Gangarten durch rutschige Böden und laufen sicher durch unebenes Gelände.
Trotzdem entwickeln viele Pferde heute oft Probleme mit ihrer Balance.
Durch gezielte Übungen kannst du dein Pferd darin unterstützen, wieder in die Balance zu kommen oder gut in der Balance zu bleiben.
Bodenarbeit mit deinem Pferd:
Bahnfiguren:
Führe dein Pferd am Halfter durch die gängigen Bahnfiguren. Achte dabei auf eine korrekte Ausführung.
Tempowechsel: Wenn ihr die Bahnfiguren sicher gehen könnt ändere hin und wieder das Tempo. Mache größere Schritte um das Tempo zu steigern, dann gehe ganz langsam in Zeitlupe. Bleibe hin und wieder unvermittelt stehen. So muss sich dein Pferd immer wieder neu ausbalancieren.

Freiarbeit:
Hierbei kann sich das Pferd innerhalb des Reitplatzes oder der Halle frei bewegen. Es lernt seinen Körper einzuschätzen und kann eigene Bewegungsideen entwickeln. Ohne sich auf Hilfen zu konzentrieren kann es losgelassen laufen und mehr und mehr lernen eine stabile Balance zu entwickeln.
An der Longe:
An der Longe muss sich dein Pferd auf einer Kreislinie immer wieder neu ausbalancieren. Es muss lernen nicht nach außen zu driften sondern sein Gewicht regelmäßig auf alle vier Beine zu verteilen. Wenn dein Pferd ausbalanciert an der Longe läuft kannst du damit beginnen an der Longe den Zirkel zu verkleinern und zu vergrößern.
Balance Pads:
Balance Pads sind eine Herausforderung an die Balance! Die Pads haben einen instabilen Untergrund, auf dem sich dein Pferd immer wieder neu ausbalancieren muss. Das steigert seine Fähigkeit die eigene Balance und Koordination gut einzuschätzen.
Stangenarbeit:
Stangenarbeit hilft enorm, die Balance zu verbessern. Wenn du die Stangen in unterschiedlichen Abständen und Reihenfolgen aufbaust muss dein Pferd intensiv darüber nachdenken, wie es seine Beine setzt und sich mit der eigenen Balance ständig neu auseinandersetzen. Du kannst dein Pferd über die Stangen führen oder auch longieren.
Ich rate dazu, Softstangen einzusetzen um das Verletzungsrisiko zu verringern. Du kannst sie kaufen oder selber herstellen.

Spazieren gehen im Gelände:
Bodenwellen, Wurzelwerk, umgefallene Baumstämme, abwechslungsreicher Untergrund: Das Gelände hat viel zu bieten, um die Balance deines Pferdes zu stärken. Und eine gute Portion Erholung kommt noch dazu!
Balance fördern unter dem Sattel:
Um das Reitergewicht gesund zu tragen muss dein Pferd ‑neben anderen Faktoren- über eine gute Balance verfügen. Es lohnt sich daher, auch unter dem Sattel immer wieder an der Balance zu arbeiten.
Die gängigen Bahnfiguren korrekt reiten:
Die Ausführung der Bahnfiguren ist ein Spiegelbild für die Balance deines Pferdes. Es ist wichtig jede Bahnfigur so lange zu üben bis du sie wirklich korrekt reiten kannst. Das braucht Zeit, aber es lohnt sich! Die Balance deines Pferdes verbessert sich so ständig.
Innerhalb der Bahnfiguren nimmt der Zirkel eine Sonderstellung in Bezug auf die Balance ein. Es ist wichtig darauf zu achten, dass dein Pferd wirklich einen Kreis geht. An der offenen Seite darf die Linie nicht abflachen und an der geschlossenen Seite darfst du die Ecken nicht ausreiten. Achte gut darauf, den Zirkel sehr korrekt zu reiten. Wenn du dabei sicher bist, kannst du damit anfangen den Zirkel zu verkleinern und wieder zu vergrößern.
Wenn das gut klappt kannst du beginnen Achten zu reiten. Hier ist die Anforderung an die Balance nochmals gesteigert. Aber der Trainingseffekt in Bezug auf die Balance ist außergewöhnlich gut.
Guter Tipp: Manchmal unterschätzt man die Herausforderung, die ein Zirkel oder eine Acht an die Balance des Pferdes stellen. Von daher gehe bei nächster Gelegenheit einmal selber einen korrekten Zirkel und/oder eine Acht. Du wirst erstaunt sich, wieviel Konzentration, Koordination und Balance nötig sind, um das gut hinzubekommen.
Ins Gelände reiten:
Genau wie an der Hand bietet das Gelände viel an, die Balance zu schulen. Aber im Gegensatz zu einem Spaziergang im Gelände kannst du im Sattel neben dem Schritt auch traben und galoppieren. Das macht Spaß und fördert die Balance von Körper und Seele.
Mein Hinweis: Alle Übungen die ich empfehle sollten von einem Trainer oder einer kompetenten Person begleitet werden. Fehler, die sich in einen Bewegungsablauf von Pferd oder Reiter eingeschlichen haben, brauchen ewig um korrigiert zu werden. Ich spreche da durchaus auch aus eigener Erfahrung!
In Balance bleiben: Übungsteil Reiter
Ein Balancetraining besteht darin, den eigenen Körper bewusst aus seinem gewohnten Gleichgewicht zu bringen. So muss er seine Balance aktiv wiederfinden. Dazu gibt es einige gute Übungen am Boden und auf dem Pferd:
Bodenarbeit für dich:
Einbeinstand:
Zwischendurch einfach mal auf einem Bein stehen.
Das kann morgens beim Zähneputzen sein. Oder einfach mal so zwischendurch. Dabei kannst du die Augen schließen. Oder deine Arme kreisen lassen.
Balancieren:
Wenn du im Wald unterwegs bist kannst du auf einem Baumstamm entlang balancieren. Oder in der Stadt an einer Bordsteinkante entlang. Geht das auch rückwärts?

Wackelbrett:
Wackelbretter gibt es in verschiedenen Ausführungen, rund, eckig oder als Wippe. Das Stehen auf einem wackligen Untergrund fordert deinen Körper heraus, permanent kleine oder größere muskuläre, koordinative und ausgewogene Anpassungen vorzunehmen damit du in der Balance bleibst. Sonst fällst du vom Brett.
Sitzbälle:
Anstelle immer nur auf einem Stuhl zu sitzen lohnt es sich öfter auf einem Sitzball Platz zu nehmen. Auf einem Sitzball muss sich dein Körper im Gegensatz zum Sitzen auf dem Stuhl dauernd neu ausbalancieren um im Lot zu bleiben. Das fördert deine Balance intensiv.
Trampolin:
Wer es sich zutraut: Es macht einfach Spaß! Du musst deinen Körper ständig unter Kontrolle halten und darauf achten in Balance zu bleiben.
Für das Kind in dir: Hinkeln
Wenn du dich noch an dieses Kinderspiel erinnerst male dir doch nochmal die Felder auf, suche dir einen Hinkelstein und hinkel eine Runde! Vielleicht macht da jemand mit? Sonst geht es auch alleine. Macht Spaß und fördert die Balance!

Balance fördern im Sattel:
Ohne Sattel reiten:
Wenn du ein ruhiges, ausgeglichenes Pferd hast: Reite ohne Sattel!
Viele Sitzfehler wie: Schief sitzen, hochgezogene Knie, Klemmen mit den Beinen, Steifheit im Becken, Zusammenfallen des Oberkörpers sind beim Reiten ohne Sattel fast nicht möglich. Du schulst deine Körperbalance und lernst aufrecht sitzen zu bleiben. Schöner Zusatzeffekt: Du kannst die Rückenbewegungen deines Pferdes unmittelbar spüren und so lernen dich in die Bewegung einzufühlen und mit der Bewegung mitzugehen.
Meine Empfehlung:Das Reiten vollkommen ohne Sattel bitte nur im Schritt üben! In höheren Gangarten bieten sich Sattelpads an. Das gibt, gerade am Anfang, ein wenig mehr Halt. Wenn du unsicher bist, lasse dich an die Longe nehmen.
Lasse dich longieren:
Das entlastet dich davon die Zügel zu führen und lässt dir so Spielraum dich ganz auf deinen Körper und deine Balance zu konzentrieren. Mit oder ohne Sattel.
Die Sitzposition wechseln:
Wenn du reitest, wechsle öfter mal deine Sitzposition: Reite im Dressursitz, dann wechsle in den leichten Sitz, dann in den Springsitz dann wieder zurück in den leichten Sitz. Das klappt in allen drei Gangarten und fordert eine ständige Anpassung deiner Balance.
Stangenarbeit:
Stangenarbeit hat einen starken Trainingseffekt für die Balance. Dein Körper muss sich ständig neu an die Bewegungsabläufe des Pferdekörpers anpassen: Vor den Stangen, über den Stangen, nach Überqueren der Stangen. Den Stangenparcours kannst du dir je nach Herausforderung unterschiedlich zusammenstellen. Das gibt immer wieder neue Trainingsanreize.
Geländereiten:
Ausreiten macht Spaß und ist eine tolle Abwechslung zum normalen reiterlichen Alltag. Reiten im Gelände fördert die Balance immer wieder neu heraus: Harter Boden, tiefer Sand, nasser Waldboden, kleine Hügel rauf und runter: Du musst dich immer wieder neu an den Bewegungsabläufen und Balanceverschiebungen deines Pferdes orientieren. Und auch dein Pferd profitiert davon: Es wird trittsicher und gelassen.
Euer Vertrauensverhältnis festigt sich und: Ihr entwickelt gemeinsam eine stabile Balance!

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Wunderbarer Artikel, danke!